Stefan Markolf EM-Debüt für die deutsche Nationalmannschaft
Der gehörlose ehemalige Zweitliga-Profi Stefan Markolf gab sein EM-Debüt für die deutsche Nationalmannschaft der Gehörlosen. Markolf (r.) im EM-Viertelfinale; Rechte: Deutscher Gehörlosen Sport-Verband
Stefan Markolf (r.) ist auf der linken Außenbahn zu Hause.
Übersteiger, kurzer Antritt, Körpertäuschung, Drehung, erneuter Antritt: Man sieht sofort, dass Stefan Markolf mit dem Fußball umgehen kann. Scheinbar mühelos ließ der Linksfuß im Spiel um Platz drei der Gehörlosen-Fußball-EM in Dänemark gleich vier Gegenspieler stehen und zog über den linken Flügel davon. Markolf gehörte in der entscheidenden Phase des Turniers, das die deutsche Auswahl nach einem 4:0 über Großbritannien als Dritter beendete, zu den Leistungsträgern. Zu Beginn der EM war das noch nicht sofort so. "Stefan musste sich zunächst einmal an die Spielweise der Gehörlosen gewöhnen", sagt Nationaltrainer Frank Zürn. Obwohl er von Geburt an nur zehn Prozent des normalen Hörvermögens besitzt, war Gehörlosen-Fußball für Markolf Neuland.
Sprung zu den Mainzer Profis
Die Gebärdensprache, mit der es Kommandos vom Trainer gibt und sich die Spieler untereinander verständigen, beherrscht er nicht. Auch auf Spieltempo und –weise der Kollegen musste er sich einstellen. Sein Vater sorgte nämlich dafür, dass Sohn Stefan möglichst wie alle anderen Kinder aufwuchs. So spielte er beim Fußball immer bei den Hörenden mit und das so gut, dass er im Jahr 2004 als 20-Jähriger vom Oberligisten KSV Baunatal zur zweiten Mannschaft des FSV Mainz 05 in die Regionalliga wechselte. Drei Jahre später schaffte er den Sprung in den Profi-Kader und absolvierte unter Trainer Jürgen Klopp als erster gehörloser Fußball-Profi in Deutschland acht Zweitligaspiele in der Saison 2007/08.